ZaunköniG                           Sonette nach aufgegebenem Akrostichon

* 1972

© beim Autor                      

(Aufgabe von Margret Silvester)

 

Phantasie gilt oft als Gottesgabe,
Oder wenigstens als Musengunst.
Etwas weltfern gilt die leichte Kunst,
Taugt sie doch nicht so wie andre Habe

Etwas vorzustellen in der Welt.
Nur der Gleichgesinnte ehrt den Dichter;
Find't er einen Stern, ist's nur Gelichter,
Rastlos schafft er doch, was ihm gefällt.

Üben, üben, macht auch hier den Meister,
Harte Arbeit gilt es vor der Ehrung;
Lob wird denen, die sich redlich mühten.

Ihnen flüstern Geist ein tausend Geister.
Nörgelt mancher ob der weichen Währung:
Gern zahlt der Poet mit seinen Blüten.

 

 

 

(Aufgabe von Margret Silvester)

 

Ganoven, Dedektive, Krankenschwestern
Reihen sich zu einem schnellen Plot;
Ob der Arzt noch helfen kann, weiß Gott.
Science Fiction, Krimi, Phantasie und Western;

Charismatisch stehen heut wie gestern
Hundertschaften Helden auf dem Plan.
Ein Sänger jeder, wie ein junger Schwan,
Nächstens in den schönsten Liebesnestern

Recht verfechtend oder Welten rettend...
Ob man auf gutte alte Dichtung wettend,
Mit Dante oder Shakespeare besser fährt?

Auch Romeo war Actionheld und Lover,
Nichts hätte Beatrice je entehrt;
Ein Unterschied besteht oft nur im Cover.

 

 

 

(Aufgabe von Margret Silvester)

 

Zazíni, der Direktor, kommt befrackt
In die Manége, gibt den Gäulen Zucker;
Raoul, der Schlangenmensch und Feuerspucker
Klimmt in die Seile und ihr Partner packt

Undine an den Haar'n beim Drahtseilakt.
Sefira narrt den Clown: Der arme Schlucker
Agiert verwirrt, sein Kunsthert puckert -
Raoul rückt ihm den Kopf zurecht: - es knackt.

Tohuwabou im Ring: "Der Clown ist tot!"
Improvisiert ein Tusch, Raoul versteht's
Sich zu verbergen, - dichter Rauch - knallrot -

Tumult! Sefira tanzt und weiter geht's.
Ein alter Scherz; der Clown kennt keine Not;
Neu auferstanden lacht er vom Trapez.

 

 

 

 

(Anonyme Aufgabe)

 

Lebendig soll es klingen, lebensnah.

Ein Manifest der heißen Leidenschaft

Im Wort. - Doch mangelts irgendwie an Kraft -

Das ist doch alles ehrlich, rein und wahr!

Es war die Liebe selbst, die mir den Stift

Noch bis zur letzten Silbe schwungvoll führte;

Schade, wenn es niemanden berührte.

Charmant versuche ich was mich betrifft

Hier aufzuzählen: Sehnsucht, Lust und Schmerz!

Auch Zärtlichkeit; - es ist doch alles da

Für ein empfinsames und offnes Herz!

Traut niemand sich drauf einzulassen? Klar:

Es reicht nicht, die Gefühle zu benennen."

Nur: Mein Gedicht gilt Menschen, die sie kennen!